Über Kontrastprogramm & die Einbettung der Inhalte

Ausgangssituation: Die digitale Herausforderung

Die „neue technische Situation“ und die „digitale Herausforderung“ wird von der Kombination aus Social Media, dem Smartphone und der Aufmerksamkeits-Ökonomie geprägt; seit jüngster Zeit auch von den Durchbrüchen sog. Künstlicher Intelligenz (ChatGPT, etc.), die zunehmend in unsere Alltagswelt integriert wird. Social Media und das Smartphone ermöglicht den Zugang zu permanent verfügbaren, praktisch unerschöpflichen und auf die Person abgestimmten Unterhaltungsinhalten. Zudem sind Social Media Plattformen, Handy-Games, etc. so designt, dass professionell Aufmerksamkeit (Nutzungszeit) maximiert wird, um konkurrenzfähig zu bleiben und Profit zu erzielen.

Neben nützlichen und unterhaltsamen Verwendungsweisen werden dadurch aber auch destruktive Dynamiken verstärkt: Viele Menschen verbringen zu viel Zeit am Handy, zeigen Abhängigkeitserscheinungen und stehen den Inhalten zu unkritisch gegenüber. Generative Künstliche Intelligenz (Generative AI wie ChatGPT, etc.) spitzt diese Probleme noch einmal zu, da digitale Inhalte sämtlicher Formate (Text, Bild, Ton/Stimme, Video, etc.) leicht generiert und somit für Betrug (Deep Fakes) und Manipulation (Persuasion) genutzt werden können.

Da diese Entwicklungen sehr schnell eingetreten und vorangeschritten sind, haben sich weder die einzelnen Privatpersonen noch die gesellschaftlichen Strukturen darauf gut genug eingestellt. Kontrastprogramm will diese Problemfelder der digitalen Herausforderung thematisieren und konstruktiv konfrontieren, indem der Prozess hin zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit digitalen Medien unterstützt wird.

Ansatz: Thematisieren & Einüben

Die „digitale Herausforderung“ kann durch unterschiedliche Ansätze konstruktiv bearbeitet werden: politisch/rechtlich, technisch, pädagogisch, kulturell, etc. Während Kontrastprogramm sämtliche Ansätze begrüßt, will der Verein aber v.a. pädagogisch (durch Aufklärung, Empfehlungen und Kurse) wirken. Da Kinder und Jugendliche besonders stark von der „digitalen Herausforderung“ betroffen sind, wird verstärkt mit Schulen zusammengearbeitet. Daneben soll aber auch ein gesellschaftlicher Diskurs angestoßen werden, in dem u.a. neue Normen, Sitten und Bräuche in Bezug auf digitale Medien thematisiert werden.

Politisches Wirken und Abgrenzungen

Es ist ein deklariertes Anliegen von Kontrastprogramm, nicht nur für Individuen, sondern auch gesellschaftlich konstruktiv zu wirken. Insofern ist Kontrastprogramm politisch. Aber Kontrastprogramm grenzt sich absichtlich von parteipolitischen Positionierungen ab.

Philosophische Fundierung (Sokratik, Humanismus & Freundschaftlichkeit)

Kontrastprogramm möchte absichtlich „ideologisch schlank“ auftreten. Es sollen aber drei Ideen genannt werden, die Kontrastprogramm im Ansatz geprägt haben und auch weiterhin prägen mögen: gelassene Sokratik, verspielter Humanismus und ernsthafte Freundschaftlichkeit.

Gelassene Sokratik (Erkenntnishaltung)

Der sokratische Dialog beginnt vorurteilsfrei, vollzieht sich entwicklungsoffen und endet stets mit vorläufigen Ergebnissen. Es wird die Komplexität und die Unklarheit der Welt und deren Zusammenhänge betont. Zugleich wird aber der Versuch in Angriff genommen, die Welt und all ihre Zusammenhänge immer besser zu verstehen, indem sämtliche Themen diskutiert werden. Dies kann auch gelassen geschehen.

Verspielter Humanismus (Perspektiven, Werte & Ziele)

Der Mensch wird als Lebewesen mit mehreren Qualitäten und Potentialen gesehen, deren Entfaltung nicht nur nützlich, sondern auch freudvoll und erfüllend sein kann. Besonders grundlegende Kompetenzen, die das Denken, die Ausdrucksfähigkeit und die Kommunikation betreffen, prägen das individuelle Leben in sämtlichen Bereichen. Ein verspielter Ansatz fördert die freudvolle Entfaltung. Auch den menschlichen Schwächen und Grenzen wird maßgeblich Berücksichtigung und Akzeptanz geschenkt.

Ernstgemeinte Freundschaftlichkeit (moralische Haltung)

Die Haltung, aus der Kontrastprogramm entstanden ist und mit der Kontrastprogramm auftreten will, ist eine freundschaftliche: Die Verbindung zu anderen besteht im gemeinsamen Dasein, Denken, Fühlen und Handeln in einer Welt, die von Qualitäten und Mängeln geprägt ist. Durch gegenseitiges Wohlwollen und das gemeinsame Gehen durch Freud und Leid, erfährt diese Verbindung einen qualitativen Sprung. Da man es ernsthaft gut miteinander meint, wird u.a. auch von kurzsichtigen Bestätigungen und Bejahungen Abstand genommen und konstruktive Kritik „zugemutet“, die ein größeres Gut ermöglichen soll.

Pathetische Narrative (als Hürden & Hilfsmittel)

In vielen Geschichten kommen gute Helden und böse Schurken vor. Auch wenn dies anschaulich, mitreißend und unterhaltsam sein kann, kann die Wirklichkeit mit dieser „Vereinfachungs-Brille“ nicht angemessen verstanden werden. Mehrere ungelöste Probleme der Gegenwart sind eher von unbeabsichtigten destruktiven Dynamiken geprägt. Sie sind oft Nebenerscheinungen von konstruktiven (bzw. so beabsichtigten) Verhaltens- und Produktionsweisen, die anfangs nicht bekannt waren, oder in Kauf genommen werden. Die Funktionsweisen und Designs von Social Media-Plattformen sind nur ein Beispiel davon. Spieltheoretische Analysen von diesen Problemsituationen sind dahingehend sehr aufschlussreich.

Die Gegenmittel müssen entsprechende Interventionen sein, die beabsichtigt konstruktive Dynamiken auslösen, um gegenzusteuern. Kontrastprogramm möchte dahingehend beitragen. An dieser Stelle kann ein pathetisches Narrativ der Befreiung und des Fortschreitens sinnvoll Einzug finden: Aufbruch & Aufbruch! Zuerst wird sich von eingeschlichenen Abhängigkeiten (übermäßiger Digitalkonsum v.a.) befreit, um mit der gewonnenen Zeit und Kraft selbstbestimmte Lebensweisen und Lebensreisen anzutreten. Die Gegenwart bietet nämlich genug Möglichkeiten, lebensbereichernden Aktivitäten und sinnstiftenden Aufgaben nachzugehen.

Nicht zuletzt soll ein gesunder Selbstwert, ja gar ein gesunder Stolz gestützt und gefördert werden: „Ich lasse mich nicht ausnutzen! Meine Aufmerksamkeit soll nicht für den Profit weniger Tech-Firmen, die sich in Konkurrenz-Rennen befinden, „gemolken“ werden. Meine Psyche soll nicht unnötig belastet und mein Denken nicht einseitig beeinflusst werden. Ich will selbstbestimmt und ohne herangezüchtete Abhängigkeiten leben – auch dann, wenn ich selbst dazu beigetragen habe.“

Organisation

Kontrastprogramm tritt als gemeinnütziger Verein (non-profit Organisation) auf. Informationsunterlagen betreffend Aufklärung und Empfehlungen werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Kurse und Camps werden preiswert angeboten, gleichzeitig werden Kursleiter:innen fair bezahlt. Mehrere finanzielle Vorteile, die ein gemeinnütziger Verein genießt, machen dies möglich. Dem Verein kommen sämtliche Aufgaben zu, die notwendig sind, um Aufklärungen, Empfehlungen und Kurse/Camps zu realisieren.

Status Quo

Aktuell werden die Kursprogramme konkretisiert, Kontakt zu Schulen geknüpft und der Verein aufgebaut. Dazu werden u.a. seit dem Sommersemester 2023 Vorträge und Workshops an Schulen für Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern gehalten, recherchiert, konzipiert und Expert:innengespräche geführt.